Sascha
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Nach der Begrüßung und Vorstellung
aller Teilnehmer, widmete sich die große Teilnehmeranzahl dem Thema
"Erfahrungen mit Psychologen". Das Thema fand bei allen ein grosses
Interesse. Egal ob erst am Anfang, mittendrin oder Ende des Weges. Beim
Austausch wurden einige Aspekte deutlich, die aufzeigten, das manche
Erfahrungen wohl die breite Masse macht und wie unterschiedlich die
Zielsetzungen sind.
Grundsätzlich kann keine Erfahrung als Ideallösung propagiert werden.
Jedoch können einige Tipps gerade für "Anfänger" zusammengestellt
werden:
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- Ziel: Um sich
und dem Psychologen die Therapiesitzung zu erleichtern, ist es ratsam
sich ein gewisses Ziel zu setzen. Was will ich erreichen? Warum bin ich
hier? Was erwarte ich vom dem Psychologen? Ein Psychologe ist kein
Heiler, wie man es aus amerikanischen Filmen suggestiert bekommt. Er
ist ein Begleiter auf dem Weg und versucht mit dem Patienten zusammen
herauszufinden wer man ist. Dies passiert nicht zwangsläufig liegend
auf der Couch, sondern auch sitzend am Tisch.
- Vertrauen: Es
ist nicht sinnvoll sich einem Arzt anzuvertrauen, dem man kein gutes
Gefühl entgegenbringen kann. Die Chemie muss stimmen, sonst wird man
sich während der Therapie unwohl fühlen und nicht richtig aus sich
rauskommen. Es ist jedoch wichtig, sich dem Psychologen ganz zu öffnen.
Wie sonst soll er sonst helfen können?
- Geduld: Oft
möchte man den Weg bereits beenden, bevor man ihn begonnen hat. Da in
der Regel der erste Termin schon schwer zu bekommen ist. Es ist keine
Seltenheit das man auf den ersten Termin mitunter 4 oder 5 Monate
warten muss. Allerdings sollte man sich davon nicht abschrecken lassen.
Denn ist man erstmal als Patient aufgenommen, folgen die nächsten
Termine wesentlich schneller. Auch ist Geduld im Bezug auf die Länge
der Therapie gefragt. Da es für Psychologen kein Patentrezept gibt um
festzustellen, ob der Patient tatsächlich Transexuell ist, bedarf es
für ihn so einige Stunden um dies erstmal herauszufinden. Dazu ist es
wichtig immer ehrlich zu sein und offen alle Fragen zu beantworten.
Natürlich gibt es auch unter den Ärzten schwarze Schafe, die gegen Geld
ein schnelles Gutachten erstellen. Allerdings sollte sich jeder fragen,
ob dies der richtige Weg für sich selbst ist. Da alle Erfahrungen der
Teilnehmer deutlich machten: die Zeit beim Psychologen ist nicht nur
wichtig damit der Psychologe einen kennenlernt, sondern auch eine sehr
wichtige Zeit um sich selbst kennenzulernen. In sich gehen zu können
und nicht übereilt zu handeln. Denn würde jeder schnell handeln können,
würde man schneller sich zu einem Schritt entschließen, den man im
Nachhinein vermutlich anders machen würde. Somit ist es als letzte
Instanz zu sehen, ob man diesen Weg überhaupt gehen will. Nicht selten
kommt es vor, das der geplante erste Weg im Nachhinein anders gegangen
wird nach intensiver Überlegung und Begleitung in der Therapie.
- Offenheit:
Nicht nur im Bezug Ehrlichkeit zum Psychologen zu sehen. Sondern
generell offen zu sein, eine Therapie einzugehen. Es ist sinnlos, sich
in jene mit der Einstellung zu begeben, das man dafür weder bereit,
noch gewillt ist zu sein. Auch ist für viele anfangs nicht klar, dass
die geführten Gespräche nicht ausschließlich sich um das Thema Trans
drehen. Die meisten Gespräche gehen in der Regel über Familie und das
Umfeld. Die soziale Verbindung zu anderen.
- Outing: dies
muss nicht zwangsläufig bereits vorab geschehen. Bei den Teilnehmern
war jedoch klar ersichtlich, dass die meisten zumindest ein kleines
Outing schon hatten, ehe sie sich einem Psychologen anvertrauten. Womit
der nächste Punkt angedeutet wäre...
- Verbündete:
Den Weg alleine zu gehen ist nicht ratsam. Da es immer Höhen und Tiefen
geben kann. Einen Verbündeten im Sinne von Vertrauten zu haben, mit dem
man alles besprechen kann, ist auch nach der Therapiesitzung nicht
verkehrt. Mit einem Freund lässt sich den Weg leichter gehen. Dieser
muss nicht zwangsläufig selbst TS sein. Die Erfahrungen aller
Teilnehmer zeigten deutlich, dass die Therapie eine Erleichterung
brachte, dennoch Freunde und Bekannte eine wunderbare Stütze in der
Zeit waren.
- Partnerschaft:
Manche haben bereits eine Beziehung ehe sie sich outen. Für einige ist
es wichtig, das auch der oder die Partnerin bei den Sitzungen dabei
ist. Entweder als Stütze oder weil die Beziehung darunter leidet.
Wichtig ist, das in erster Linie der oder die Partnerin versteht, das
es keine Heilung im Sinne "Wir gehen einmal hin und das Thema ist
erledigt" gibt. Viele müssen so einige Höhen und Tiefen durchgehen.
Hier ist es sinnvoll auch als Paar die ein oder andere Sitzung zu
besuchen. Oder jeder einen eigenen Psychologen. Auch werden Eltern bei
jüngeren Patienten gerne mal ins Gespräch eingebunden. Vor einer
Therapie können Jugendliche auch zuerst eine Beratungsstelle mit oder
ohne ihre Eltern aufsuchen. Oft ist für viele eine psychologische
Beratungsstelle (für Eltern, Jugendliche und Kinder gedacht) oder Pro
Familia (für alle gedacht, auch Paare) die erste Anlaufstelle, ehe ein
Psychologe ins Spiel kommt.
- Dauer: in der
Regel sind die ersten 6 Sitzungen frei, sofern man kein Privatpatient
ist. Danach kann der Arzt die Dauer der Sitzungen verlängern in eine
Kurz- oder Langzeittherapie. Diese wird bei der Krankenkasse vom Arzt
beantragt. Die Sitzungen können unterschiedlich lange festgesetzt
werden. Der Durchschnitt liegt bei 20 bis 40 Minuten. Die Therapie
selbst kann ebenfalls unterschiede aufweisen. Halbes Jahr, 1 Jahr,
mehrere Jahre... alles abhängig vom Arzt, Patienten und Willen.
Verkehrt ist es jedoch nicht, die Sitzungen länger in Anspruch zu
nehmen. Da diese Zeit sich rein um einen selber dreht. Im Alltag
vernachlässigt man sich oft genug. Hier besteht die Möglichkeit über
sich selbst nachzudenken.
- Anlaufstellen:
Den richtigen Psychologen zu finden ist nicht immer einfach.
Krankenkasse, Selbsthilfegruppen, Pro Familia, der MDK, das Internet
oder andere Betroffene können hier Abhilfe verschaffen.
Zusammengefasst:
Viel Geduld, Konsequenz, Ziel und gute Chemie sollte vorhanden sein, um vorwärts zu kommen.
Wichtig wäre noch zu wissen, dass man bei Gericht nur dann die
Gutachter selbst aussuchen kann, wenn keine Gerichtskostenbeihilfe
angefordert wurde. Bedarf es einen Zuschuss vom Gericht, so werden die
Gutachter gestellt. Dies liegt an den unterschiedlichen
Verrechnungssätzen, die die Gutachter verlangen.
Dies ist nur ein grober Einblick ins Thema Psychologie. Ein Gespräch in einer Beratungsstelle ist auf jeden Fall ratsam.
Viele Grüße
Sascha
für das Team des Transtalk Karlsruhe
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