Transtalk SHG- Themenabend  im  April  2009

Am 17.04.2009 um 19:30 Uhr fand der Themenabend der SHG des Transtalk Karlsruhe im Speiselokal "Gurke" statt.

Das Thema an diesem Abend war "Transsexuellengesetz (TSG), rechtliche Schritte zur Namensänderung und Personenstandsänderung". Die Referentin des Abends war Franziska Hohmann von TransIdentX Stuttgart. Zu diesen durchaus manchmal etwas "trockenen" Thema kamen 20 Interessentinnen und Interessenten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stieg Franziska auch gleich in das Thema ein und erläuterte den Anwesenden, welche Schritte zur Namens- bzw. Personenstandsänderung notwendig sind. So z.B. ist es erforderlich, dass ein Antrag beim Gericht gestellt wird und hierzu ein Gutachten erforderlich ist.

Daraufhin wurden Erfahrungen in Bezug auf Erstellung von Gutachten ausgetauscht und sehr angeregt über dieses Thema diskutiert. So ist in der Praxis die Erstellung eines Gutachtens sehr unterschiedlich, einige Gutachter benötigen 2 Stunden, bei Anderen kann es mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen. Der Gutachter wird dabei vom Gericht bestellt, jedoch kann die betroffene Person einen Gutachter benennen, der auch meist vom Gericht akzeptiert wird. Auf jeden Fall empfiehl es sich, im Vorfeld einen Gutachter zu suchen. Neben der Art der Gutachtenerstellung spielt natürlich auch die Kostenseite eine wichtige Rolle. So verlangen manche Gutachter bis zu 2000 € für die Erstellung eines Gutachtens. Auch sprach Franziska einige Punkte an, die bei einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse erforderlich sind. Da jedoch diese Themen Praxis von den Kassen unterschiedlich handhabt wird, muss jede einzelne Transsexuelle mit ihrer Kasse direkt in Kontakt treten und sich erkundigen.
Franziska nutzte ebenfalls den Abend, um über das Eckpunktepapier des Transgender Netzwerk Berlin (TGNB) zum TSG zu sprechen. Das TGNB hat in Zusammenarbeit mit TransIdentQueer e.V. ein Eckpunktepapier zur Änderung des TSG ausgearbeitet. Hierbei sind folgende Punkte als besonders wichtig anzusehen:

1) Vereinfachung des Verfahrens zur Vornamensänderung
(bisher geregelt in §§ 1-7 TSG)
a) Ansiedelung des Verfahrens beim Standesamt.
b) Vornamensänderung auf Antrag nach eidesstattlicher Versicherung der Antragstellerin oder des Antragstellers über ihr/sein Geschlechtsempfinden.

2) Menschenrechtskonforme Voraussetzungen für die Personenstandsänderung
(bisher geregelt in §§ 8-12 TSG)
a) Abschaffung der Zugangsvoraussetzungen „dauernde Fortpflanzungsunfähigkeit“ und „geschlechtsangleichende Operationen“ für die Änderung der Geschlechtszugehörigkeit.

3) Vereinfachung des Verfahrens zur Personenstandsänderung
(bisher geregelt in §§ 8-12 TSG)
a) Ansiedelung des Verfahrens beim Standesamt.
b) Abschaffung der Gutachterpraxis.

Eine Personenstandsänderung sollte möglich sein, wenn

• seit einer Vornamensänderung mehr als ein Jahr vergangen ist,

• oder wenn medizinische geschlechtsangleichende Maßnahmen durchgeführt wurden,

• oder wenn eine ärztliche Diagnose vorliegt.

4) Ehelosigkeit
(bisher geregelt in § 8 Abs. 1 Nr. 2)
Streichung der Ehelosigkeit als Voraussetzung für eine Personenstandsänderung

5) Umbenennung
Das Gesetz soll fortan als „Gesetz über die Änderung der Vornamen und der
Geschlechtszugehörigkeit“ geführt werden. 

Das komplette Dokument findet ihr unter folgenden Link:
Eckpunkte_TSG_April_09   (Zum Öffnen dieses Dokuments ist ein Akrobat-  PDF- Reader erforderlich)

Es wurde sehr intensiv über die einzelnen Punkte gesprochen. Es bestand die einhellige Meinung, dass das vorhandene TSG in den o.g. Punkten überarbeitet werden muss. Letztendlich erachteten alle Anwesenden die Inhalte und Änderungen als sinnvoll an und stimmten ihnen zu.
Der Themenabend endete gegen 21:15 Uhr und die Gäste gingen zum gemütlichen Teil des Abends über und wechselten zum geselligen Treffen in das Hotel Santo.

Liebe Grüsse
Saskia
Team Transtalk Karlsruhe
 

Letzte Änderung am 27.04.09