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Transtalk SHG- Themenabend  im  März  2009
Transgender anderer Kulturen


Transgender anderer Kulturen

Thema:         Transgender anderer Kulturen
Moderation:
Beverly und Gracia Gracioso

Das Restaurant "Gut Badisch Stub“ in dem wir die letzten 2 Jahre die Themenabende abhielten fiel immer noch  leider als Tagungsort aus, da ein Besitzerwechsel noch nicht vollzogen ist und dieses Lokal derzeit nicht in Betrieb ist.

Hinweis:
Die Bilder auf der Seite unten zeigen nur die Moderatorinnen Beverly und Gracia.
Wir möchten darauf hinweisen, dass von der SHG üblicherweise keine Bilder aufgenommen werden welche die SHG- Teilnehmerinnen zeigen um die erforderliche Diskretion zu wahren.

An dieser Stelle möchte sich das SHG Transtalk Team nochmals recht herzlich über euer zahlreiches Kommen zum SHG Themenabend bedanken und für Eure aktive Beteiligung an der sehr interessanten Diskussion.

Gracia
Gracia hat den Bericht verfasst.

„Transgender in anderen Kulturen“ lautete das Thema der SHG des Transtalks an seinem März-Treffen 2009.
Wie auch im Februar fand das Treffen im Nebenraum des Restaurants „Gurke“ statt, welches sich keine 3 Minuten Fußweg vom Hotel Santo befindet. Sehr erfreulich für die Referentinnen Beverly und Gracia Gracioso war das zahlreiche Erscheinen von ca.  30 Gästen zum SHG Themenabend und deren aktive Beteiligung an einer außerordentlichen und konstruktiven Diskussion, die bereits immer wieder während des Vortrages aufflammte.
Pünktlich wie gewohnt begann der Themenabend um 19.30h. Die ersten Gäste versammelten sich schon einige Zeit vorher um sich gegenseitig vorzustellen und um bereits einen ersten Blick auf Getränke- und Speisekarte zu werfen. Schließlich wollte man sich auch um sein leibliche Wohl gekümmert haben.

Spätestens beim Betreten des großzügig gestalteten Vortragsraums wurde man daran erinnert, dass Transsexualität und Transgender schon immer eine internationale Erscheinung waren.
An den Wänden befanden sich erstelle Plakate mit Flaggen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten wie  Westeuropa, Russland/Osteuropa, Australien, Lateinamerika, USA und Asien. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhielten einen farblichen Aufkleber und markierten so bereits bereiste Länder/Kontinente, sodass man zu Anfang einen Überblick gewinnen konnte, wer welches Land im Laufe seines Lebens schon besucht hatte.

Während ihrer Recherchen hatten Beverly und Gracia zwischen 200 und 300 Transgender weltweit angeschrieben um so auch an primäre Quellen von Betroffenen zu gelangen. Sie erhielten aus vielen Ländern auch Briefe und Mail von Betroffenen so z.B. aus Russland, Weißrussland, Estland, Rumänien, Philipinen, USA und einige mehr. Zum Teil waren auch Bildmaterial der betreffenden Personen vorhanden, welches an der Wand mit  ausgehängt wurde. Es wurden aber ganz bewusst keine gewerblichen Transfrauen angeschrieben um die Lebensbedingungen von ganz normalen Transgendern zu erfassen.
Zitate aus den Antworten wurden zunächst kommentarlos in den Raum gestellt und die Teilnehmer waren aufgefordert, diese an den Wänden den unterschiedlichen Kulturen zuzuordnen. Bereits hier wurde deutlich, dass sich die Vermutungen mit der Realität bzgl. der Bedingungen von Transgendern in unterschiedlichen Kulturen nur teilweise bestätigen lies.
Die großen Unterschiede in den Lebensbedingungen für Transgender - selbst unter den westlichen Ländern - wurden offenbar, wenn man grundlegende Aspekte betrachtet wie spezifische Vorteile bei der medizinischen Versorgung, den beruflichen Möglichkeiten oder den bürgerlichen Rechten und dem Ansehen in der Bevölkerung.

Zusammenfassend lässt sich sagen:
In den meisten Kriterien bieten die USA neben einigen westeuropäischen Staaten zu Zeit die besten Bedingungen für Transgender. In keinem anderen Land gibt es so gute Chancen für TS- Frauen am Arbeitsplatz und auch sonst im täglichen Leben, und viele Post-OP- Frauen können hierzulande Karriere machen und ein angenehmes bürgerliches Leben führen.
In den Ländern Mittel- und Südamerikas findet man eine völlig andere Situation vor. Jeder Mann, der dort auf irgendeine Weise weiblich wirkt, ist dort extremer Lächerlichkeit und Stigmatisierung ausgesetzt. Das führt dazu, dass die meisten TG und TS in Lateinamerika dauerhaft in Furcht und Repression leben, große Angst davor haben, ihre Gefühle zu offenbaren und meistens nicht  versuchen, diese Konflikte aufzulösen. Bis zu einem gewissen Grad ist Brasilien diesbezüglich eine rühmliche Ausnahme in Lateinamerika. Hier liest man immer wieder von beachtlichen Karrieren hübscher  Transfrauen. Allerdings setzt sich auch in Brasilien das unabhängige Konzept für Transsexualität nur langsam durch.
Ganz anders als in Lateinamerika sind manche europäische Staaten gute Orte für Geschlechterwandel. Besonders in den Niederlanden und in den skandinavischen Ländern werden Geschlechtsangleichungen  unterstützt. In manchen dieser Staaten müssen jedoch bei der Behandlung langwierige bürokratische Hindernisse überwunden werden. Leider  sind  auch die beruflichen Perspektiven in Europa lange nicht so gut wie in den USA, wobei in den USA auch ganz deutlich zwischen den einzelnen Bundesstaaten unterschieden werden muss!
In Australien wächst die Unterstützung für das Wechseln der Geschlechtsrolle. Viele der Leute dort sind freundlich und haben ähnlich wie in den USA eine Grundhaltung des "Leben und Leben lassen".

Nach wie vor sind Geschlechtsangleichungen  in Osteuropa sehr viel schwieriger als in Westeuropa — die Bürokratie ist schlimmer und es ist nur schwer möglich, die Indikationen für die Behandlungen zu erlangen.
In den asiatischen Kulturen sind die jeweiligen Situationen sehr unterschiedlich.
In China geht man neuerdings dazu über, den Geschlechterwechsel zuzulassen, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Japan ist dagegen diesbezüglich weitaus rückständiger, besonders, weil in der dortigen Kultur großer Wert auf Konformität gelegt wird und alle ausgrenzt werden, die sich "außerhalb der Norm bewegen".
Ganz im Gegensatz dazu gibt es in Thailand eine lange Tradition der
"Kathohey" (Mann zu Frau Transgender), die dort als Bardamen und als Unterhaltungsdamen tätig sind. Trotz ihrer Akzeptanz in der thailändischen Gesellschaft werden sie rechtlich nicht als Frauen anerkannt und können keine offiziellen Papiere als Frauen erhalten.
In muslimischen Staaten wie Türkei, Indonesien oder Malaysia ist die Lage für die Transfrauen vergleichbar zu der Situation im vom Katholizismus dominierten Lateinamerika. Transgender verlieren ihre Identität, werden am Arbeitsmarkt unvermittelbar und sind gezwungen in Ghettos zu leben. Am schlimmsten ist die Situation für Transgender und Transsexuelle in der islamitischen Welt. Dort wird jegliche Abweichung der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität mit äußerster Brutalität und Grausamkeit sanktioniert.
In zahlreichen streng muslimischen Ländern, vor allem in Saudi Arabien, werden homosexuelle Männer und Frauen regelmäßig wegen ihrer Homosexualität hingerichtet.
In Persien ist die Geschlechtsangleichung dagegen relativ einfach möglich, jedoch weniger als ein Entgegenkommen an Transgender sondern mehr um homosexuelle oder weibliche Männer in eine richtige Rolle zu pressen.

Während des Vortrages wurden immer wieder Briefe von den angeschriebenen Personen vorgelesen, die Beverly und Gracia erhalten hatten. So konnte man auch von den Betroffenen direkt Informationen beziehen. Diese Briefe waren jedoch zum Teil sehr persönlich und haben den ein oder anderen Teilnehmer sehr nachdenklich und betroffen gestimmt.

Bereits während des Vortrages entstanden zum Teil sehr interessante Diskussionen die zum Ende der Veranstaltung noch weiter ausgebaut werden konnten. Ein klein wenig Kritik kam auf, dass z-B. afrikanische Länder nicht erwähnt wurden. Hier sei nochmals gesagt, dass man aus Zeitgründen nur einen globalen Überblick geben konnte.
Ein Fazit für Referenten und die Teilnehmer dürfte wohl gewesen sein, dass die Bedingungen für Transgender jeglichen Coleur bei uns in Deutschland und Westeuropa vielleicht noch nicht ganz optimal sind, aber es uns dennoch überdurchschnittlich gut geht im Vergleich zu anderen Regionen dieser Erde.

An dieser Stelle möchte sich das SHG Transtalk Team nochmals recht herzlich bei den Moderatorinnen bedanken.

Vorausschau auf den kommenden Transtalk Themenabend am 17. April 2009
Der kommende Themenabend wird wieder im Nebenzimmer des Lokals "Die Gurke" stattfinden.

Thema: Gesetze, psychologische Gutachten und Erfahrungsberichte
Moderation:
Franziska Hohmann Vorsitzende der Selbsthilfegruppe in Stuttgart TransidentX
Über eine rege Beteiligung würden wir uns sehr freuen.

Themenkatalog 2009:

Einen vollständigen Überblick über die Themenabend Themen im Jahre 2009 findet ihr auf folgender Seite: terminkalender_2009.htm
 

Bild unten und rechts
Kathoey aus Thailand


 

Bild rechts:
Beverly und Gracia bei ihrem Vortrag

Zum Vergrößern Bilder bitte anklicken
         

Letzte Änderung am 28.03.09